Schon als Kind entdeckte Julia Schlechta ihre Leidenschaft für Räume, Formen und Gestaltung – damals noch mit Schuhschachteln und Miniaturmöbeln. Heute verwirklicht sie mit ihrem Unternehmen WohnMöglich Interior-Design- und Home-Staging-Projekte, die Ästhetik, Funktion und Emotion vereinen.
Ihr Ziel: Menschen zu zeigen, dass gutes Design kein Luxus ist, sondern für jedes Budget möglich sein kann. Im Gespräch erzählt sie, wie aus einem Kindheitstraum ein Beruf mit Herz wurde – und warum sie Räume nicht einfach einrichtet, sondern ihnen eine Seele gibt.
Julia Schlechta im Interview

Was war Ihr persönlicher Einstieg in das Themenfeld Interior Design und Home Staging – und was hat Sie dazu motiviert, WohnMöglich zu gründen?
Schon als Kind habe ich mit Leidenschaft aus Schuhschachteln Wohnungen für unsere kleinen Mitbewohner aus dem Garten gebastelt. Der Bereich Innenausbau und Möbelbau hat mich auch im Schulalter weiter interessiert und mich somit zu meiner Ausbildung in die HTL Mödling gebracht.
Lange bevor ich mich mit Interior Design selbständig machte, habe ich im privaten Umfeld ständig umgestaltet, renoviert und ausprobiert. Irgendwann wurde mir klar: Das ist nicht nur ein Hobby, sondern meine Leidenschaft.
Die Gründung von WohnMöglich war für mich der logische nächste Schritt. Ich wollte meine Kreativität und mein ästhetisches Empfinden mit einem klaren Ziel verbinden: allen Menschen dabei zu helfen, in Räumen zu leben, die sie inspirieren, beruhigen oder motivieren – je nach Bedarf und für JEDES Budget.
Ich merkte schnell, dass in den Köpfen der Menschen der Irrglaube steckt, Interior-Design sei teuer und dagegen kämpfe ich mit meinem Business an.
Besonders das Thema Home Staging hat mich fasziniert, weil man dabei unmittelbar erlebt, wie Räume durch gezielte Gestaltung an Wert und Wirkung gewinnen. Eine leere oder unpersönliche Immobilie kann plötzlich emotional ansprechend werden – und genau das begeisterte mich. Somit absolvierte ich eine Ausbildung zur zertifizierten Home-Stagerin um Immobilien-Maklern bei der Vermarktung ihrer Immobilien damit zu unterstützen.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie beginnen, einen Raum zu gestalten oder zu inszenieren (Home Staging)? Welche Schritte sind Ihnen besonders wichtig?
Am Anfang steht für mich immer das Verstehen – des Raumes, der Immobilie, aber auch der Zielgruppe, die diese kaufen oder ansprechen sollen. Beim Home Staging geht es darum, potenziellen Käufern oder Mietern das Gefühl zu geben: Hier möchte ich leben.
Beim Interior Design wiederum möchte ich den Charakter der Bewohner: innen spürbar machen, ohne sie zu überfordern.
Ich starte immer mit einer Analyse des Bestands: Lichtverhältnisse, Raumproportionen, architektonische Besonderheiten und natürlich die vorhandene Möblierung (Küche) und Ausstattung (Bodenbelag etc.).
Danach definiere ich gemeinsam mit den Verkäufern eine Zielrichtung/gruppe, einen Stil für den Raum – also die gewünschte Atmosphäre. Soll der Raum ruhig, einladend, repräsentativ oder inspirierend wirken? Erst wenn dieses emotionale Ziel klar ist, beginne ich mit der Konzeptarbeit.
Besonders wichtig ist mir die Harmonie zwischen Farbe, Material und Form.
Ich arbeite gern mit natürlichen, zeitlosen Materialien und einem ruhigen Grundton, den ich dann durch gezielte Akzente lebendig mache.
Auch Beleuchtung ist ein entscheidender Faktor – sie ist für mich wie das Make-up eines Raumes: Sie betont die richtigen Stellen und schafft Stimmung.
Wie finden Sie die Balance zwischen ästhetischem Anspruch und funktionalen Anforderungen (z. B. in Praxisräumen, Wohnräumen oder Ferienwohnungen)?
Diese Balance ist tatsächlich der Kern meiner Arbeit. Ein Raum kann noch so schön aussehen – wenn er im Alltag nicht funktioniert, wird er nie wirklich „stimmen“. Ich betrachte Räume daher immer aus zwei Perspektiven: der emotionalen Wirkung und der praktischen Nutzbarkeit und alles in einem überschaubaren Rahmen, damit sich jeder meine Einrichtungsberatung leisten kann.
In Praxen oder Ferienwohnungen beispielsweise muss Design nicht nur ansprechend und einladend, sondern auch pflegeleicht, funktionell, robust und klar strukturiert sein. In privaten Wohnräumen geht es eher darum, die Persönlichkeit der Bewohner: innen zu spiegeln und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich wirklich zu Hause fühlen.
Ich arbeite oft nach dem Prinzip: Weniger ist mehr.
Statt Räume zu überladen, konzentriere ich mich auf durchdachte Elemente, die sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugen. Das Ergebnis soll leicht, stimmig und selbstverständlich wirken – auch wenn dahinter viel Planung steckt.
Julia Schlechta: Zeitloses Design statt kurzlebiger Trends

Inwiefern beobachten Sie aktuelle Trends im Interior Design – und wie stark berücksichtigen Sie solche Trends in Ihren Projekten?
Ich verfolge Trends mit großem Interesse, aber ich lasse mich nicht von ihnen leiten. Trends sind inspirierend, sie zeigen, wie sich gesellschaftliche Stimmungen oder Bedürfnisse verändern – etwa das wachsende Bedürfnis nach Natürlichkeit, Nachhaltigkeit oder Flexibilität im Wohnen.
Aber: Ich möchte keine kurzlebigen Stilrichtungen reproduzieren. Mir ist wichtig, zeitlose Räume zu gestalten, die auch in fünf oder zehn Jahren noch stimmig sind. Wenn ein Trend passt – etwa natürliche Materialien, warme Erd- und Sandtöne oder modulare Möbel – integriere ich ihn gern, aber immer so, dass er zur Persönlichkeit der Kund: innen oder zur Immobilie passt.
Nachhaltigkeit ist für mich schon auch ein wichtiges Thema, so rate ich z.B. auch meinen Kund: innen, ihre alten Möbel Second Hand zu verkaufen oder zu spenden und nicht auf den Sperrmüll zu bringen.
Ich sage oft: Trends dürfen inspirieren, aber sie sollten nie dominieren.
Welche Tipps würden Sie Immobilienbesitzern oder privaten Kund:innen geben, damit sie auch mit kleinem Budget das Maximum aus ihren Räumen herausholen?
Man braucht kein riesiges Budget, um einen großen Unterschied zu machen – oft sind es kleine, gezielte Veränderungen, die Räume völlig neu wirken lassen.
Mein Leitsatz – UNIQE für meine Interior-Designs ist: Einrichtungsberatung für JEDES Budget.
Ich biete mehrere unterschiedliche Design-Pakete inkl. Preis auf meiner Homepage an, somit sehen meine Kund: innen von Beginn an, was sie für eine Preis/Leistung sie erwartet inkl. meiner Dienstleistung aufgelistet – OHNE versteckten Preis-Überraschungen.
Mein wichtigster Tipp: Mut zur Reduktion. Viele Räume wirken unruhig, weil zu viele Dinge sichtbar sind. Wenn man ausmistet, neu ordnet und bewusst negative Flächen – also leere Zonen – zulässt, entsteht sofort Ruhe und Klarheit.
Zweitens: Licht und Farbe. Eine gut abgestimmte Beleuchtung – mit warmen, indirekten Lichtquellen – kann Wunder wirken. Ebenso können Farbakzente an den richtigen Stellen ein ganz neues Raumgefühl schaffen. 60:30:10 Regel – 60% Hauptfarbe / 30% sekundär Farbe / 10% Akzentfarbe
Und drittens: Textilien und Materialien. Schon der Austausch von Vorhängen, Teppichen oder Kissen kann einem Raum eine völlig neue Atmosphäre verleihen.
Gibt es ein Projekt oder Erlebnis, das Ihnen besonders positiv in Erinnerung geblieben ist – vielleicht ein Moment, in dem Sie gemerkt haben, welchen Unterschied Ihre Arbeit für Ihre Kund:innen macht?
Ja – mein aktuell fertiggestelltes Projekt *Sisterhood 1100* ist mir besonders in Erinnerung geblieben: die Umgestaltung einer ehemaligen Autowerkstatt in einen modernen Co-Working-Space. Dieses Projekt war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, weil es zeigte, wie stark sich ein Raum verändern kann, wenn man sein Potenzial erkennt.
Die Ausgangssituation war alles andere als wohnlich: grauer Fliesenboden, eine alte Küche, kahle Räume, Wellblech-Dach und der typische Werkstatt-Charakter. Viele hätten wahrscheinlich gar nicht gesehen, was aus diesem Ort entstehen könnte. Genau das hat mich aber gereizt – Räume neu zu denken und ihnen eine völlig andere Identität zu geben.
Aus der kühlen Werkstatt war ein Ort geworden, an dem man gerne verweilt, der Austausch fördert und neue Energie ausstrahlt. Meine Kundin hatte eine Vision und ich konnte diese gemeinsam mit ihr und ihrem Vertrauen in mich verwirklichen.
Genau solche Momente liebe ich an meiner Arbeit. Wenn man sieht, dass durch Gestaltung echte Begeisterung entsteht – und Räume plötzlich Leben, Identität und Bedeutung bekommen –, dann weiß ich, dass Interior Design weit mehr ist als Dekoration. Es ist Veränderung im besten Sinn.
Was bedeutet „WohnMöglich“ für Sie persönlich?
Für mich bedeutet WohnMöglich, Räume in ihr bestes Licht zu rücken – egal ob zum Wohnen, Arbeiten oder für den Verkauf. Es geht darum, Möglichkeiten sichtbar zu machen, die vielleicht vorher verborgen waren. Jeder Raum hat eine Geschichte und eine Wirkung – und meine Aufgabe ist es, diese Wirkung gezielt zu gestalten – für JEDEN Kunden: in, für JEDEN Raum und für JEDES Budget!
Wenn ich sehe, dass sich meine Kunden: innen in einem umgestalteten Raum plötzlich wieder wohlfühlen, inspiriert sind und sofort denken „Ja, das ist es, da fühle ich mich wieder wohl“, dann weiß ich: Genau dafür mache ich das, das ist meine Berufung!
Über Julia Schlechta:
Ich bin geborene Wienerin, lebe in einer Partnerschaft, bin Mutter von Zwillingen (10 Jahren) und als EPU tätig. Den Spagat zwischen Business und privat zu meistern, ist oft eine Challenge, aber wenn man es mit Leidenschaft macht, geht es leichter von der Hand. Meine Auszeiten vom Alltag hole ich mir am liebsten in der Natur und mit meiner Familie gemeinsam.
Meine Hobbys sind Fotografie, Architektur und Reisen, um andere Kulturen kennenzulernen.


