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Mag. Angelika M. Gierer: Im Einklang mit den Bäumen – ihre Reise zu ShinrinYoga

Mag. Angelika M. Gierer wuchs im Waldviertel auf – umgeben von Baumkronen, Werkstattduft und Naturzauber. Ihre tiefe Verbindung zu Bäumen führte sie von der Holzbranche bis in Yoga-Ashrams in Indien. 2019 gründete sie ShinrinYoga, eine Verbindung aus japanischem Waldbaden und klassischem Yoga. Heute begleitet sie Menschen dabei, Kraft und Heilung in der Natur – besonders bei den sogenannten Kraftbäumen – zu finden.

Ihre Arbeit ist zugleich Einladung und Inspiration, der Natur mit neuen Sinnen zu begegnen. So möchte sie das Bewusstsein stärken, dass wir Teil eines großen, lebendigen Ganzen sind.

Interview mit Mag. Angelika M. Gierer

Mag. Angelika M. Gierer Interview

Foto Ellamac

Wie hat Ihre persönliche Reise mit der Natur begonnen – und was hat Sie schließlich dazu geführt, ShinrinYoga zu gründen?

Die Liebe zu Bäumen wurde mir in die Wiege gelegt. Die Verbindung zum Element Holz zieht sich durch mein Leben, das im Waldviertel begann. In den 70er-Jahren verbrachte ich hier meine Kindheit gern im elterlichen Wald, in der Tischlerei meines Vaters oder in den Baumkronen von Oma’s Zaubergarten. Bei einem Streifzug durch „meinen“ Wald entdeckte ich einen Baum, der mich magisch anzog. Immer wieder kehrte ich zu ihm zurück. Ein Nussbaum, Fels in der Brandung.

Nach dem Diplomstudium führte mich das Leben in die Holzbranche, wo mich Möbelklassiker und Designgeschichte über Jahrzehnte begleiteten. Und wie das Schicksal es wollte, betreibe ich heute mit meinem Partner einen Waldgarten mit Imkerei, nebst meinem Herzensbaum, der Nuss. Hier schöpfe ich Energie und kreatives Potential aus den Phänomenen nonverbaler und nichtsichtbarer Kommunikation. Am liebsten in der Hängematte, nahe der Baumkronen. Ich schätze den Austausch mit darin lebenden Geschöpfen. Mein Schlaraffenland. Mein Paradies.

Nun, meine Richtung war offenkundig. Und so startete neben meiner beruflichen Laufbahn vor 30 der Weg meiner Geistesschulung. Er führte nach Indien, in Yoga-Ashrams, in 10-tägige Schweigemeditationen sowie zu Florian Palzinsky, einem ehemaligen Mönch, der heute mein Team bereichert.

Als mir die Arbeiten von Clemens G. Arvay (Der Heilungscode der Natur, Der Biophilia-Effekt, etc.) in den Schoß fielen, formte sich mein Lebensbeitrag auf konkrete Weise.

Achtsamkeit lässt sich trainieren wie ein Muskel.

Die Natur ist dafür das ideale Fitnesscenter.

Erwin Teufel, Aquaponik-Designer

In China lassen sich derartige Praktiken über Jahrtausende zurückverfolgen. Doch waren es japanische Forscher unter Dr. Qing Li, welche die Wirkung von Waldaufenthalten verbreiteten. Parallel dazu entwickelte sich während der letzten 40 Jahre eine globale Achtsamkeitsbewegung mit ähnlich faszinierenden Studienergebnissen.

Die Synergieeffekte dieser Themen erhielten mediale Aufmerksamkeit, als mein Mentor Clemens Arvay die Forschungsergebnisse aus dem japanischen Shinrin Yoku (Waldbaden) hierzulande publizierte. Ab 2015 bekam mein Spürsinn damit eine ernstzunehmende Untermauerung. Mein langjährig bestehendes Angebot unter Bäumen wurde über den neuen Begriff „Waldbaden“ zum Selbstläufer.

Als WaldYoga-Begleiterin würze ich heute die Essenzen aus der Schnittstelle zwischen klassisch-sanftem Yoga und ursprünglichen Meditationsformen mit Inspirationen rundum die energetische Signatur von Bäumen. Diese Wissensweitergabe ist mir eine Herzensangelegenheit. Denn in meiner gesundheitlichen Krise, als gar nichts mehr half, waren es zunächst Kiefern, die mich wiederaufrichteten, später Buchen, um mir heilsame Durch-Blicke zu vermitteln und stets sind es Eichen u.v.a., die mich stärken. Damals wusste ich wenig über die seit Jahrtausenden bekannte Wirkkraft bestimmter Baumarten. Erst als ich die Muße für Kontemplation unter verschiedenen Bäumen entwickelte, erahnte ich, wie viel dieses Thema beinhaltet.

Das waren die Grundsteine für die Gründung von ShinrinYoga als Schule, Anfang 2019.

Was genau macht ShinrinYoga für Sie heute so besonders – auch im Vergleich zu anderen Methoden im Bereich Natur & Achtsamkeit?

ShinrinYoga – eine Wortschöpfung aus dem japanischen Wort Shinrin (=Wald) und dem Sanskritwort Yoga (=Verbundenheit) – vereint die heilsamen Erkenntnisse japanischen Waldbadens (Shinrin Yoku) mit indischen Traditionen von Atem-, Sinnes- und Bewusstseinsentfaltung. Es ist das synergetische Zusammenwirken von Übungen und Waldkraft, welches ShinrinYoga seine Note verleiht. Uns beglücken einfache Waldsonnengrüße mit Affirmationen, Erfahrungsräume in Stille, Rückverbundenheit u.v.m. ganz ohne Yogamatte. Naturspiritualität und Naturwissenschaften befruchten dabei einander.

Unsere Praxis führt durch ein Verändern von Perspektiven und Sinnesebenen im Wechselspiel zwischen Aktiv und Passiv, Innen und Außen, Oben und Unten. Dieses neuronale „Hin- und Herwiegen“ mündet in der Wahrnehmung von Energie. Eine Einladung zur Erinnerung an unsere wahre Natur, an das „Wer wir wirklich sind“.

ShinrinYoga gibt es zudem als Indoor-Erlebnis. In der 9-teiligen Serie Kraftbäume bestimmt jeweils ein Chakra und dessen Resonanzbaum das Kernthema einer Einheit.

Unsere Mission als Team ist die Vermittlung von Energiemedizin in Anlehnung an den Panpsychismus. Die Bäume als Schlüssel. Die Atmung als Werkzeug. Für mehr Selbstwirksamkeit, Energieleitfähigkeit und Wohlbefinden.

Welche Rolle spielen Bäume in Ihrer Arbeit – insbesondere die sogenannten „Kraftbäume“?

Bäume beschäftigen uns auf botanischer Ebene sowie im Bereich ihrer elementaren Ausprägung. Bei uns lernt man Baumwesen zu „lesen“. Aus energetischer Perspektive erfahren wir ein grundlegendes Verständnis für Zusammenhänge im Bereich von Energiefluss und Energielenkung durch sorgfältige Krafteinteilung.

Meine Baumliebe wurzelt in Erkenntnissen um die Wirkkraft von Baumbegegnungen.

Bäume sind für mich mächtige Kräuter, deren „Spirit“ man nur zu inhalieren braucht, um das eigene Energiefeld mit ihrer Qualität anzureichern.

Ich verstehe sie als Mittler zwischen den Sphären, zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, als kosmische Antennen für Versöhnung und Einheit. Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Ob im Shintoismus, Buddhismus, in der Bibel, bei den Kelten, den alten Germanen oder in schamanischen „Urreligionen“ etc. – Bäume spielen in sämtlichen kulturgeschichtlichen Überlieferungen eine bedeutsame Rolle.

Dabei ist es hilfreich zu wissen, wie man diesen Heiligtümern begegnet. Bei uns gibt es eine Anleitung zum “Rendez-Vous mit meinem Kraftbaum”. Wem derartige Einblicke bereits „hereingefallen“ sind, der weiß um die Inspirationen.

Mag. Angelika M. Gierer über das Zusammenspiel von Bäumen, Körper, Geist und Seele

Mag. Angelika M. Gierer ShinrinYoga

Wie erleben Sie die Wirkung von ShinrinYoga auf Körper, Geist und Seele – sowohl bei sich selbst als auch bei Ihren Teilnehmer:innen?

Mein Immun- und Nervensystem (Hormonausschüttung, Blutdruck/-zucker, Kreislauf, etc.) profitierten, als es um mein Überleben ging. Heute finde ich die nicht-stofflichen Wirkungen interessanter. Eine Baumverbindung lässt sich jederzeit und allerorts eingehen, d.h. auch mitten im urbanen Getöse und rein imaginär über die Noosphäre.

Von wissenschaftlicher Seite nähern wir uns dieser Thematik im Rahmen unserer Ausbildungen. An dieser Stelle erlaube ich mir eine gewagte These meinerseits:

Ich kam zur Evidenz, dass die Schwingungsfrequenz unterschiedlicher Baumarten ihre Resonanz in unterschiedlichen Bereichen des menschlichen Körpers findet. Man kann hier von Chakren sprechen. Wir bewegen uns dabei im Bereich von „subjektiv verifizierter Objektivität“ infolge tausender Menschenbegleitungen. Dieser Prozess ist für uns ShinrinYogis spannend und teils sehr konkret.

Manches davon ist messbar:

Bäume dienen als Transformatoren für die Umwandlung von destruktiver in konstruktive Energie.

Es ist wohlbekannt, dass die Anwesenheit von Bäumen erhebende Gefühle, erfrischende Ideen und damit neue, motivierende Muster entstehen lassen kann. Dr. Qing Li bestätigt, dass Naturaufenthalte unser kreatives Potenzial um mehr als 50 % fördern. Moderne Arbeitsteams machen sich diese Erkenntnisse längst zunutze. Immerhin darf sich der Mensch in Zeiten von Industrie 4.0 um seine Herzlichkeit (Achtsamkeit) bemühen, was nachweislich die Problemlösungskompetenz fördert.

Interessant ist zudem der verjüngende Effekt und die Tatsache, dass selbst Waldbilder auf unser Reptiliengehirn wirken. Das erklärt, warum die Genesungsdauer Frischoperierter sich verkürzte, wenn diese vom Krankenhausbett auf ein Waldbild blicken konnten, während die Kontrollgruppe dieser Studie ohne Waldbild war.

ShinrinYoga bedient sich derartiger Studien und der Vorstellungskraft bei der Schaffung von Indoor-Szenarien. Imaginäre Baumbilder schaffen „Imprints“ für die Seele. Bäume sind Archetypen. Ihre Symbolik erinnert an die vertikale Qualität des Jetzt und damit an die innere Ausrichtung an die Ewigkeit. Ihre Qualität des elementaren Prinzips von „Werden-Vergehen“ entspricht dem Fluss der „Torus-Energie“. Diese heilige Geometrie wird mit entsprechenden Übungen insbesondere über Bäume begreifbar. Das ist zutiefst befriedend.

Eine regelmäßige ShinrinYoga-Praxis ist vergleichbar mit „Heimkommen und Akkus aufladen“.

Kein Wunder, hat doch der Homosapiens mehr als 99 % seiner Evolution inmitten von Bäumen verbracht.

Was ist Ihnen in der Ausbildung zur/m Waldbaden-Trainer:in besonders wichtig – fachlich, aber auch menschlich?

Die Mehrheit der Menschen läuft gedankenverloren an Bäumen vorbei. Mein „Dharma“ ist es, diese weisen Geschöpfe „sichtbarer“ zu machen. Von ihnen können wir viel Wesentliches lernen. Sie haben Potential, ganz wie die „Ents“ im „Herr der Ringe“.

Unsere Waldbaden-Ausbildung setzt somit Schwerpunkte:

  1. Die Begegnung mit einem Kraftbaum wird von den Studierenden praktiziert und das Ergebnis unter den Baumforschenden geteilt. Ein Überblick über die heimische „Kraftbaumszene“ und eine Geistesbündelung mit tiefgründigen Inspirationen ist damit garantiert.
  2. Mir ist zudem wichtig, was sich dankenswerter Weise unter Google-Rezensionen, Stichwort „ShinrinYoga Waldbaden“ nachlesen lässt. Hier eine kleine Auswahl:
  • Tiefe Verbundenheit – das Gefühl, mit genau den richtigen Menschen zur richtigen Zeit an einem grenzgenialen Ort zu sein.
  • Die Natur zeigte sich in all ihren Facetten und wir lernten, dass vor allem unsere innere Haltung zählt.
  • Selbst im Sturm der Zeit umgeknickt, richtete mich die Ausbildung zur Waldbadentrainerin nach ShinrinYoga wieder auf.
  • Angelika führt in die schönste Qualität unseres Seins hinein. In dieser Stille wuchs die Hoffnung, auch wieder ganz zu genesen und dann andere auf ihrem Weg zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude zu begleiten. Diese sanfte Methode, sich selbst über die Verbundenheit zur Natur mit allen Sinnen zu erfassen und zu erden, ist wunderbar, erfrischend und so wirksam.
  • In allen Wissensbereichen zu den Themen Yoga, Wald, Waldbaden, Achtsamkeit, Spiritualität fühlt sich Angelika wie ein Fisch im Wasser, man merkt sofort die Authentizität, mit der sie das wundervolle Wissen vermittelt. Angelika ist ein unglaublich warmherziger Mensch mit jeder Menge fantastischem Humor.

Fazit: Menschen erwartet bei uns ein lockeres, freudvoll-verspieltes Mit-Ein-Ander. Manche landen erstmalig in einem meditativen Zustand, ohne diesen beabsichtigt zu haben. Rumi würde es so formulieren:

Jenseits von richtig und falsch ist ein Ort. Dort begegnen wir uns.

Weitere Aspekte unserer Ausbildung zur/zum Waldbaden-Trainer:in sind:

  • Stille in Gemeinschaft – Inspiration steht vor Information.
  • Fundiertes Hintergrundwissen und hochwertige Skripten
    • Pioniergeist mit jahrzehntelangen Erfahrungen infolge tausender Begleitungen, u.A. von Studierenden im Rahmen ihrer Masterarbeiten.
    • Ausbildungen finden überwiegend in Präsenz statt, weil Qualität durch Begleitung ein wesentlicher Erfolgsfaktor für angehende ShinrinYoga-Trainer:innen ist.
    • „Geburtshilfe“ im Paket, d.h. unsere Absolvent:innen werden Teil unseres wachsenden Netzwerks und als Partner:innen mitbeworben.
    • Die 5 Praxistage finden in einer Seminarhof-Oase mit Seerosenteich statt
    • Michael, unser Koch beglückt uns hier – exklusiv als Gruppe – mit einem pflanzlich-vollwertigen Bio-Menü.

Wie verändert sich das Verhältnis zur Natur, wenn man ihr regelmäßig in dieser Tiefe begegnet?

Viele lernten mit neuen Augen zu sehen, mit neuen Ohren zu hören, mit neuen Fühlern zu fühlen. Pulsierend, mit Gänsehaut. Es hat unsere Blickwinkel verändert, das Bewusstsein erweitert: Wenn der Geist ruht, bekommt das Selbst Raum. Solche Geschenke finden sich im Baum und führen zur Erkenntnis: Jeder noch so kleine Wald ist voller Juwelen.

Über Mag. Angelika M. Gierer:

  • *1971 in Melk an der Donau geboren, unterrichtet seit 20 Jahren Yoga und Meditation.
  • Die Liebe zu Bäumen wurde ihr in die Wiege gelegt. Von Kindesbeinen an mit dem Element Holz in Verbindung, privat ebenso wie beruflich.
  • Diplom-Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, Ethnologie und Psychologie an der Uni Wien, mit Schwerpunkten in nonverbaler und nichtsichtbarer Kommunikation, Entwicklungs- und Sozialpsychologie, Gruppendynamische Prozesse, Schamanismus.
  • Zertifizierte Yoga- & Waldbaden-Trainerin, Gründerin & Ausbildungsleiterin bei ShinrinYoga
  • Prägende Aufenthalte in Indien, in Yoga-Klöstern und im österreichischen Vipassana-Zentrum nach Sayagyi U Ba Khin.
  • Schlüsselerlebnisse in diversen Wäldern dieser Erde
  • Mutter einer erwachsenen Tochter
  • Lebensgemeinschaft mit Aquaponik-Designer Erwin Teufel, mit dem sie einen Waldgarten mit Imkerei im südlichen Waldviertel betreibt.
  • Lebt teils in Wien und teils im Bezirk Melk
  • Nähere Informationen unter ShinrinYoga.at

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