Sabine Susanne Burggraf kombiniert klassische psychologische Methoden mit den Möglichkeiten, die die Natur bietet. Dabei nutzt sie alles, was spontan im Moment entsteht – von Natursymbolen über Rituale bis hin zu besonderen Orten im Grünen. Besonders wirkungsvoll ist ihr mehrtägiges Naturcoaching in einer einfachen Hütte in der Steiermark: fernab von Alltag und digitalen Reizen, mit Raum für Rückverbindung und innere Prozesse, die in kurzer Beratung oft keinen Platz finden.
Ihre Begleitung ist intuitiv, flexibel und ganz am Menschen orientiert. Ob bei einem walk & talk, einer Wanderung oder sogar per Videocall – immer steht der lebendige, natürliche Prozess im Mittelpunkt.
Interview mit Sabine Susanne Burggraf

Was steckt hinter der „Grünen Couch“ – und wie ist die Idee dazu entstanden?
Die Grüne Couch ist mein Sinnbild für psychologische Begleitung, die sich vom Beratungsraum hinaus in die Natur bewegt. Sie steht symbolisch für einen Ort mitten im Grünen, an dem man Platz nehmen, durchatmen und einfach sein darf.
Die Idee dazu ist über viele Jahre gewachsen. Ich bin seit über 10 Jahren in der Natur- & Wildnispädagogik tätig.
Mit der Zeit habe ich beobachtet, dass bei meinen Veranstaltungen in der Natur Wissensvermittlung nur eine sekundäre Rolle spielt und die positiven Auswirkungen auf das seelische Befinden der TeilnehmerInnen nach einigen Stunden in der Natur extrem spürbar waren und dieser Aspekt durfte immer mehr in meine Arbeit einfließen.
Mein Weg führte mich dann, auch aufgrund eigener inneren Prozesse und einige Ausbildungen später, wie von selbst über den Schamanismus ins Naturcoaching.
Welche Rolle spielt die Natur in Ihrer Arbeit mit Menschen?
Die Natur fungiert für mich wie eine Co- Beraterin.
Sie urteilt nicht, sie erwartet nichts, sie nimmt uns an wie wir sind und zeigt sich selbst ganz pur und unverstellt. Dadurch entsteht automatisch ein Raum, der hält und indem man sich willkommen und geborgen fühlen darf und nicht verstellen muss.
Zugleich bietet die Natur auch zahlreiche Möglichkeiten zum Spiegeln. Ein umgestürzter Baum, ein Bachlauf, das Wetter, ein Tier: all das kann Symbolträger sein für innere Prozesse und kann oft sehr klar zeigen, wo man steht.
In Bewegung an der frischen Luft, mit allen Sinnen verbunden im Wald, am Fluss oder am Berg stehend, öffnen sich wie von selbst ganz neue Perspektiven und Gedanken kommen in Fluss.
In der Natur sein erdet, beruhigt das Nervensystem, hebt die Stimmung und fördert die Kreativität. Die Natur bringt uns raus aus dem Kopf, und hinein in den Körper, sie hilft, sich selbst wieder besser wahrzunehmen und zu spüren.
Das ist nicht nur fühlbar, sondern auch wissenschaftlich gut belegt.
Sabine Susanne Burggraf: Methoden in der Natur

Mit welchen Methoden arbeiten Sie – und was schätzen Sie besonders an diesen Zugängen?
Ich arbeite mit verschiedenen klassischen Methoden der Psychologie, die ich in meiner Arbeit in Freien integriere.
Ich nutze dafür alles, was sich gerade in der Natur findet oder über den Weg läuft, arbeite viel mit Natursymboliken und den Elementen, an Kraftplätzen und mit Naturritualen.
Ein besonderer Rahmen ist mein mehrtägiges Naturcoaching in einer einfachen Hütte in der Steiermark. Umgeben von Natur, ohne digitaler Ablenkung und mit viel Zeit und Fokus auf das Wesentliche.
Diese wunderbare Auszeit vom Alltag bietet nicht nur Rückverbindung zu sich selbst, sondern auch Tiefe und Möglichkeiten, die stundenweise Beratung selten erreichen kann. Wie man so schön sagt: “da geht einiges weiter.”
Ich schätze daran, dass sich vieles dabei ganz intuitiv und spontan entwickeln darf, genau so, wie es ein Klient gerade braucht.
Ich folge keinen starren Methoden und Abläufen, die Arbeit in der Natur ist ein lebendiger Prozess wie das Leben selbst.
Ich arbeite auch gerne in Bewegung, in Form von walk & talk, bei Spaziergängen oder Wanderungen. Das funktioniert sogar im Videocall, während KlientInnen in ihrer Umgebung unterwegs sind und ich in meiner.
Was bedeutet für Sie „neue Perspektiven entdecken“ – und wie erleben Sie das in Ihrer Begleitung?
Neue Perspektiven entstehen oft nicht durch rationale Einsicht, sondern durch echtes Erleben.
Wenn jemand barfuß im Wald geht und plötzlich seine Lebendigkeit wieder spürt. Wenn eine Schnecke zur Langsamkeit einlädt oder wenn jemand in der Ritualarbeit seiner Wut begegnen darf und spürt, was sie zu sagen hat. Es sind meist stille, berührende Momente, in denen Wandel geschieht und der Blick klarer wird.
Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Praxis, das Sie besonders berührt oder inspiriert hat?
Es berührt mich immer wieder, wenn ich fast hören kann, wie Steine von den Schultern fallen, Tränen nach Jahren geweint werden dürfen und Worte gesagt werden, wo jemand dachte, dass sie nicht ausgesprochen werden dürfen.
Wenn ich miterleben darf, wie Klarheit eintritt und Menschen, die oft lange im Kampf mit sich selbst waren, sich plötzlich besser verstehen und annehmen können.
Und wenn die Natur fast magisch mitspielt. Etwa wenn sich ein Schmetterling im richtigen Moment auf der Hand niederlässt. Dann denke ich: Das ist fast schon kitschig und kann man sich nicht ausdenken.
Was wünschen Sie Menschen, die sich auf den Weg zu sich selbst machen oder etwas in ihrem Leben verändern möchten?
Ich wünsche ihnen Mut und Kraft, sich selbst liebevoll und ehrlich zu begegnen – auch in den unbequemen Anteilen und Gefühlen. Und Geduld, denn innere Prozesse verlaufen selten linear und brauchen ihre Zeit. Ich wünsche ihnen wohlwollende Menschen an ihrer Seite, die sie schätzen und dass sie sich selbst der beste Freund sein können: mit viel Mitgefühl, Fürsorge und Vertrauen.


